Die letzten Welterklärer - Im Land der Eierkopftrolle


Die Eierkopftrolle gehören zum großen Volk der Kleintrolle, bilden aber einen eigenen Stamm. Das Philosophieren ist ihr Lebensinhalt. Sie sind kleine Philosophen, bei denen es, naturgemäß, trollig zugeht - doch worin besteht der Unterschied zu den großen?

Eierkopftrolle


Ein Trollstamm, gehörend zum großen Volk der Kleintrolle. Leicht zu unter-scheiden von anderen Kleintrollen durch ihre äußerlichen Merkmale: haarlose, eierförmige Köpfe und große Nasen. Gedrungener Körperbau.
Besonderes Kennzeichen:
Sie besitzen ein spezifisches Gen, das sog. Philosophengen. Vermutung: vor sehr langer Zeit begann ein Kleintroll zu philosophieren, derart inbrünstig und leidenschaftlich, dass es sich auf seine Gene niederschlug.Folge: Genmutation, Bildung eines Philosophengens, das sich weitervererbte und schließlich zum Stamm der E. führte, einhergehend mit einer phänotypischen Anpassung (phänotypische Spiegelung des immanenten Gens).
Wesen: nicht frei von Widersprüchen; einesteils feingeistig, hochintelligent, idealistisch; andererseits auch zu Grobheiten und Starrsinn neigend. Verspielt, bis ins hohe Alter; genuin eher phlegmatisch.
Arbeit: Abgesehen vom Philosophieren gehen die E. keiner Beschäftigung nach.
Ihre Frauen beteiligen sich am Philosophieren nicht, sie halten es für Unfug.
Lebensform: bauen keine Häuser, leben in zusammenhängenden geräumigen Erdhöhlen (vgl. Schrazllöcher und Schrazlgänge im südd. Raum), ernähren sich ausschließlich von Pflanzen und Früchten. Kennen keine Uhren oder andere Zeitmesser.
Lebenszeit: können uralt werden, so alt wie Eichenbäume.
Die E. umgibt ein Geheimnis: sie wissen sehr gut über die Menschen Bescheid, insbesondere sind sie interessiert an allem, was Menschen denken. Sie kennen die ganze Geschichte der menschlichen Philosophie, sind informiert über alles, was menschliche Philosophen je dachten und niederschrieben. Auf welche Weise dies geschieht, ist nicht bekannt. Vermutung: über eine Form telepathischer Wahrnehmung.
Religion: ca. 80% Anhänger von polytheistischen Naturreligionen, ansonsten verschiedene personalisierte, monotheistische Erlösungsreligionen. Kennen jedoch, aufgrund ihrer genetischen Beschaffenheit, keine puren Religionen, sondern nur Religionsphilosophien oder Philosophiereligionen. Welcher sie angehören, findet Ausdruck in der Farbe ihrer Hose. Nicht unbedingt aber verrät die Farbe ihrer Hose ihren Glauben. So tragen manche z.B. rote Hosen nur, weil sie eine Vorliebe für die rote Farbe haben. Unter den E. gibt es ebenso Atheisten wie Agnostiker.

Die Eierkopftrolle
Für eine Minderheit unter den Eierkopftrollen hat das Denken der Vorsokratiker nichts an Aktualität eingebüßt. Unermüdlich und unverdrossen begeben sie sich auf die Suche nach der Ursubstanz, dem Urgrund, dem Prinzip des Seins.

Die Eierkopftrolle
Einen großen Teil ihrer Zeit verbringen die Eierkopftrolle mit dem Nachdenken über den Sinn des Lebens.
Dabei verharrt einer in der Position des Denkers, während ein anderer alle bekannten Aussagen der westlichen wie der östlichen Philosophie zu dieser existenziellen Frage rezitiert. Anschließend wechseln sie die Plätze.

Die Eierkopftrolle
Wenn ein Eierkopftroll jedoch einmal allein ist, verlässt er die verschlungenen Pfade des Philosophierens, und dann träumt er, wie alle mit Vernunft begabten Erdenbewohner - vom kleinen Glück und von der großen Liebe.



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19,90 Euro